Serien mit Naveen Andrews

Wer ist Naveen Andrews?

Naveen William Sidney Andrews wurde am 17. Januar 1969 in London geboren – als Sohn indischer Einwanderer, aufgewachsen in einem Umfeld, das nicht immer einfach war. Schon früh zeigte sich sein schauspielerisches Talent, das er an der renommierten Guildhall School of Music and Drama weiterentwickelte. Seine erste Filmrolle bekam er 1991 in Hanif Kureishis London schafft alle, doch der große internationale Durchbruch kam 1996 mit Der englische Patient, wo er als Kip an der Seite von Kristin Scott Thomas glänzte.

Den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern dürfte er aber als Sayid Jarrah aus der Erfolgsserie Lost (2004–2010) in Erinnerung geblieben sein – eine Rolle, die wie gemacht schien für Andrews’ Mischung aus stiller Wucht, emotionaler Tiefe und physischer Präsenz. Nach dem Ende von Lost fand er immer wieder spannende Serienprojekte, etwa als rätselhafter Mentor in Sense8, als finsterer Jafar in Once Upon a Time in Wonderland oder zuletzt als undurchsichtiger Geschäftspartner in The Dropout.

Privat ging Andrews durch Höhen und Tiefen. In jungen Jahren kämpfte er mit Alkohol- und Drogenproblemen, die er offen ansprach und erfolgreich überwand. Auch seine langjährige Beziehung zur Schauspielerin Barbara Hershey – mit einer zeitweisen Trennung und einem Kind mit einer anderen Frau – wurde von der Presse begleitet. Heute lebt Andrews zurückgezogener, aber wirkt präsenter denn je: als Charakterdarsteller mit Haltung, Tiefgang und einer Präsenz, die nie laut sein muss, um zu wirken.

Wichtige Serien mit Naveen Andrews:

Lost (2004–2010, ABC):
Andrews' Durchbruch als TV-Star gelang mit der Rolle des Sayid Jarrah in der Mysteryserie Lost. Sayid ist ein ehemaliger irakischer Geheimdienstoffizier, dessen Vergangenheit als Folterer ihn emotional verfolgt. Andrews spielt die Figur mit großer innerer Spannung: zwischen Schuld und Integrität, Gewalt und Romantik. Sayid zählt zu den moralisch komplexesten Charakteren der Serie, was Andrews mehrfach für Awards nominierte. Besonders bemerkenswert ist sein Zusammenspiel mit Shannon (Maggie Grace) sowie die Vielschichtigkeit seiner Flashbacks.

Sense8 (2015–2018, Netflix):
In der Sci-Fi-Serie der Wachowski-Geschwister verkörpert Andrews den geheimnisvollen Mentorencharakter Jonas Maliki. Als Bindeglied zwischen acht telepathisch verbundenen Hauptfiguren steuert Jonas Wissen, Rätselhaftigkeit und eine väterlich-spirituelle Aura bei. Obwohl seine Figur nur in einer Nebenrolle erscheint, ist seine Präsenz für die Handlung zentral. Andrews gelingt es, dem übernatürlichen Konzept der Serie eine geerdete Tiefe zu verleihen.

Once Upon a Time in Wonderland (2013–2014, ABC):
In diesem Spin-off zur Serie Once Upon a Time spielt Andrews den Dschinn Jafar – einen der Hauptantagonisten. Die Figur ist durchtrieben, machtbesessen und tragisch zugleich. Andrews bringt eine finstere Eleganz in die Rolle und verleiht dem Märchencharakter eine psychologische Tiefe, die ihn über das Klischee des Bösewichts erhebt.

The Dropout (2022, Hulu):
In der gefeierten Miniserie über den Theranos-Skandal spielt Andrews Sunny Balwani, den Geschäftspartner und Lebensgefährten von Elizabeth Holmes (Amanda Seyfried). Die Darstellung zeigt einen autoritären, manipulativen und zugleich zwiegespaltenen Mann in einer toxischen Beziehung. Andrews erhielt für diese Rolle große Anerkennung – sie zeigte seine Fähigkeit, reale Figuren mit nuancierter Härte und innerer Spannung zu porträtieren.

Weitere Serienauftritte:

Neben seinen Hauptrollen war Naveen Andrews auch in zahlreichen Gastrollen oder Miniserien zu sehen:

• The Buddha of Suburbia (1993, BBC) – als Karim
• Sinbad (2012) – als Lord Akbari
• Instinct (2018–2019, CBS) – als Julian Cousins
• Law & Order: SVU (2010) – Gastauftritt
• Last Days (2025) – geplante Hauptrolle

Kommendes Projekt

2025 kehrt Naveen Andrews mit einem besonderen Filmprojekt zurück: In Last Days, einem Spielfilm von Fast & Furious-Regisseur Justin Lin, steht er in einer Nebenrolle vor der Kamera. Der Film basiert auf dem wahren Fall des US-Missionars John Allen Chau, der 2018 bei dem Versuch starb, Kontakt zur abgeschotteten Inselbevölkerung von North Sentinel aufzunehmen. Gedreht wurde unter strengen Sicherheitsauflagen in Thailand, Premiere war am 28. Januar 2025 beim Sundance Festival.

Welche Rolle Andrews konkret übernimmt, wurde bisher nicht verraten. Aber allein seine Beteiligung zeigt, dass er sich weiterhin für ungewöhnliche und diskussionswürdige Stoffe interessiert. Last Days ist kein leichter Unterhaltungsfilm – sondern ein stilles Drama über Glaube, Grenzüberschreitung und kulturelle Isolation. Andrews bringt in solche Erzählungen oft genau das mit, was sie brauchen: Ambivalenz, Nachdenklichkeit und Präsenz.

Was bleibt, ist ein Schauspieler, der sich nicht in festen Rollenmustern bewegt – sondern dorthin geht, wo Figuren herausfordern, Geschichten nicht bequem sind und Zwischentöne zählen. *Last Days* könnte dafür ein perfektes Beispiel sein.

R. G., 14.07.2025