Interessante Seriencharaktere: Daenerys Targaryen

Wer ist Daenerys Targaryen?
Daenerys Targaryen ist eine der letzten überlebenden Mitglieder des Hauses Targaryen, das einst über Westeros herrschte. Nach dem Sturz ihres Vaters, des „Irren Königs“ Aerys II., wächst sie im Exil in Essos auf. Ihre Reise beginnt als schüchterne junge Frau, die von ihrem Bruder Viserys zur Heirat mit dem Dothraki-Kriegsherrn Khal Drogo gezwungen wird. Im Laufe der Serie entwickelt sie sich zur selbstbewussten Anführerin, die sich als „Mutter der Drachen“ einen Namen macht und den Anspruch erhebt, den Eisernen Thron zurückzuerobern.
Charakterisierung und Entwicklung
Daenerys Targaryen durchläuft in Game of Thrones eine der bemerkenswertesten und komplexesten Charakterentwicklungen der gesamten Serie. Zu Beginn ist sie ein verängstigtes, unterwürfiges junges Mädchen, das unter der Kontrolle ihres machtgierigen Bruders Viserys steht. Dieser betrachtet sie lediglich als Mittel zum Zweck, um durch eine politische Heirat mit Khal Drogo, dem Anführer eines Dothraki-Stammes, seine eigene Machtposition zurückzuerlangen. In dieser frühen Phase wird Daenerys’ Persönlichkeit durch Fremdbestimmung und Unterdrückung geprägt – sie wirkt scheu, eingeschüchtert und orientierungslos.
Doch mit der Heirat beginnt ihr allmählicher Emanzipationsprozess. Durch die Beziehung zu Drogo gewinnt sie an Selbstbewusstsein und findet erstmals emotionale und körperliche Eigenständigkeit. Als sie lernt, die Sprache und Gebräuche der Dothraki zu verstehen und sich deren Respekt zu verdienen, wächst sie in ihre Rolle als Khaleesi hinein. Nach dem Tod ihres Ehemanns und der symbolträchtigen Geburt ihrer drei Drachen aus den Grabbeigaben auf der Feuerbestattung beginnt eine neue Phase ihrer Identitätsfindung – nun als selbsternannte „Mutter der Drachen“.
Mit der neu gewonnenen Macht erhebt Daenerys Anspruch auf die Rückeroberung des Eisernen Throns. Doch sie verfolgt diesen Weg zunächst nicht mit Gewalt, sondern mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. In Städten wie Astapor, Yunkai und Meereen befreit sie unzählige Sklaven und wird dort als „Mhysa“ – Mutter – verehrt. Ihre Ideale von Freiheit, Gleichheit und moralischer Führung stehen im Zentrum ihrer Regentschaft, auch wenn sie zunehmend erkennt, dass gute Absichten in der Praxis oft an Realpolitik, Korruption und Widerstand scheitern.
Mit zunehmender Macht beginnen sich dunklere Züge in ihrem Charakter zu zeigen. Sie wird autoritärer, fordert absolute Loyalität und ist bereit, Verrat oder Widerstand mit Härte zu bestrafen. Ihre Entschlossenheit, eine neue, bessere Welt zu schaffen, schlägt langsam in fanatische Zielstrebigkeit um. Als sie nach Westeros zurückkehrt, stößt sie dort auf politische Intrigen, Misstrauen und tiefe Skepsis gegenüber ihrer Herkunft und ihren Ambitionen.
Besonders deutlich wird ihre Ambivalenz in der letzten Staffel: Ihre Liebe zu Jon Schnee kollidiert mit der Erkenntnis, dass er ebenfalls ein legitimer Thronfolger ist – und zugleich ihr Neffe. Der Verlust enger Vertrauter wie Missandei und Ser Jorah, das Gefühl der Isolation und die Zurückweisung durch das Volk destabilisieren ihre fragile emotionale Balance. Die Eroberung von Königsmund endet schließlich in einem moralischen Bruch: Obwohl die Stadt sich ergibt, befiehlt Daenerys die völlige Zerstörung mit Drachenfeuer – ein Akt, der ihr von vielen als Wendung zur „Mad Queen“ ausgelegt wird.
Ihre Entwicklung ist damit eine tragische Heldenreise: Sie beginnt als Opfer, steigt zur Heldin auf, wird zur Heilsbringerin und endet als radikale Visionärin, die bereit ist, ganze Städte zu opfern, um ihre Vorstellung von einer besseren Welt zu verwirklichen. Diese komplexe Entwicklung wurde von Fans kontrovers diskutiert – als konsequente, tragische Tragödie oder als überhastete Zerstörung einer vielschichtigen Frauenfigur.
Darstellerin
Emilia Clarke
Emilia Isobel Euphemia Rose Clarke wurde am 23. Oktober 1986 in London geboren. Sie wuchs in Oxfordshire auf und zeigte schon früh Interesse an der Schauspielerei. Nach ihrem Abschluss am Drama Centre London im Jahr 2009 begann sie ihre Karriere mit Theaterproduktionen und kleineren Fernsehrollen. Ihren internationalen Durchbruch erlangte sie durch die Rolle der Daenerys Targaryen in Game of Thrones, für die sie mehrfach für den Emmy nominiert wurde. Neben der Serie spielte sie in Filmen wie Terminator: Genisys (2015), Ein ganzes halbes Jahr (2016) und Solo: A Star Wars Story (2018).
Beliebtheit bei Fans
Daenerys Targaryen war über weite Strecken von Game of Thrones eine der beliebtesten und am stärksten identifizierten Figuren der Serie. Ihre Geschichte von der entrechteten Exilprinzessin zur kraftvollen Anführerin inspirierte viele Zuschauerinnen und Zuschauer weltweit. Besonders weibliche Fans sahen in ihrer Entwicklung eine Emanzipationserzählung, die klassische Rollenmuster durchbrach. Sie war nicht nur schön, sondern klug, entschlossen und mit einer klaren moralischen Agenda ausgestattet. Ihre konsequente Haltung gegen Sklaverei und Tyrannei machte sie zu einer Projektionsfläche für Gerechtigkeit und soziale Utopien im Fantasy-Gewand.
Die „Mutter der Drachen“ avancierte rasch zum Kultcharakter: Ihre ikonischen Szenen – etwa das Überleben im Feuer, das Reiten auf Drogon oder ihre Reden an befreite Völker – wurden vielfach zitiert, gefeiert und in sozialen Medien verewigt. Auch Emilia Clarkes Darstellung, die Verletzlichkeit mit innerer Stärke vereinte, trug wesentlich zum Charisma der Figur bei. Merchandise, Fanfiction und Cosplay rund um Daenerys erfreuten sich enormer Beliebtheit. Sie wurde zur feministischen Ikone einer neuen Art von Serienheldin.
Mit dem Fortschreiten der Serie verschob sich jedoch die Wahrnehmung – besonders in den letzten beiden Staffeln. Während einige Zuschauer ihre zunehmende Härte und autoritäre Ader als logische Entwicklung einer von Verlusten und Machtkonflikten geprägten Herrscherin interpretierten, empfanden andere diesen Wandel als abrupte Abkehr von der zuvor etablierten Figur. Die radikale Zerstörung Königsmunds in Staffel 8, bei der sie die Stadt trotz Kapitulation dem Drachenfeuer preisgibt, spaltete das Fandom zutiefst.
Ein Teil der Fans betrachtete diesen Akt als Ausdruck eines psychologischen Zusammenbruchs, ausgelöst durch jahrelange Traumata, Isolation und Verrat. Andere wiederum sahen darin eine narrative Schwäche – eine überstürzte, dramaturgisch unvorbereitete Entscheidung, die Daenerys’ bisherige Charakterzeichnung konterkarierte. Die Debatte um ihre Wandlung zur vermeintlichen „Mad Queen“ wurde in sozialen Netzwerken, Foren und Medien hitzig geführt und prägt bis heute die Diskussionen über das Finale der Serie.
Trotz oder gerade wegen dieser Kontroversen bleibt Daenerys eine der prägendsten Figuren der Seriengeschichte – ein Symbol für Hoffnung, Ambivalenz und die gefährliche Nähe von Idealismus und Machtbesessenheit. Ihre Beliebtheit ist komplex: Sie wird zugleich verehrt, hinterfragt und kritisch reflektiert. Genau darin liegt die Stärke ihres Charakters – als Projektionsfläche für die große Frage, wie weit man für eine bessere Welt gehen darf. Vor allem bei männlichen Fans gilt sie als eine der schönsten Seriendarstellerinnen aller Zeiten.
Verbindungen zu anderen Charakteren
Daenerys Targaryens Beziehungen zu zentralen Figuren des Serienuniversums sind vielschichtig, emotional aufgeladen und entscheidend für ihre Entwicklung vom verängstigten Mädchen zur politischen Führerin. Jede dieser Verbindungen offenbart unterschiedliche Facetten ihres Charakters – von Empathie über Misstrauen bis hin zu romantischer Liebe und strategischem Kalkül.
Ihre erste prägende Beziehung ist die zu Khal Drogo (hier Details zur Beziehung zwischen Daenerys und Khal). Was als erzwungene Heirat beginnt, entwickelt sich im Lauf der Zeit zu einer gegenseitigen Zuneigung, in der Daenerys erstmals lernt, Vertrauen zu fassen, aber auch selbst Einfluss auszuüben. Der Tod von Drogo ist nicht nur ein persönlicher Verlust, sondern markiert auch ihre erste existenzielle Prüfung – aus der sie durch die Geburt der Drachen gestärkt hervorgeht.
Ser Jorah Mormont ist eine der konstantesten Figuren an Daenerys’ Seite. Seine unerschütterliche Loyalität, sein väterlicher Rat und seine diskrete Liebe zu ihr begleiten sie über viele Jahre. Der Bruch durch die Enthüllung seiner früheren Spionagetätigkeit für König Robert ist tief, doch Daenerys ist in der Lage, ihm letztlich zu verzeihen – ein Zeichen ihrer Fähigkeit, differenziert zu urteilen. Jorahs Tod im Kampf um Winterfell zählt zu den bewegendsten Momenten der Serie.
Missandei von Naath ist weit mehr als eine Beraterin – sie wird zur engsten Vertrauten und Freundin. Ihre Beziehung ist geprägt von gegenseitigem Respekt, Zärtlichkeit und Loyalität. Missandeis Hinrichtung durch Cersei Lannister ist für Daenerys ein emotionaler Wendepunkt, der ihre innere Stabilität erschüttert und zur Radikalisierung beiträgt.
Tyrion Lannister nimmt als Berater eine besondere Rolle ein. Anfangs erkennt Daenerys in ihm einen brillanten Strategen und geistigen Sparringspartner, der ihre Macht mit politischer Klugheit ergänzt. Im Lauf der Zeit jedoch mehren sich die Fehlentscheidungen, etwa in der Belagerung von Königsmund, wodurch das Vertrauen zwischen beiden erodiert. Tyrions moralische Zweifel an Daenerys’ Weg werden zunehmend deutlich – bis hin zu seinem Verrat an ihr im Serienfinale.
Die Beziehung zu Jon Schnee alias Aegon Targaryen verbindet persönliche Liebe mit dynastischer Komplikation. Zunächst auf Respekt und Anziehung basierend, entwickelt sich ihre Verbindung zu einer tragischen Romanze. Als Jon seine wahre Herkunft erfährt und dadurch zum legitimen Thronanwärter wird, entsteht ein Loyalitätskonflikt, der durch politische Spannungen und Vertrauensverlust weiter verschärft wird. Für Daenerys bedeutet Jons Distanziertheit eine tiefe emotionale Kränkung – und letztlich ihre völlige Vereinsamung. Ihre Ermordung durch Jon im Thronsaal stellt den tragischen Schlusspunkt ihrer Entwicklung und ihrer Beziehungen dar.
Auch ihre Antagonistinnen wie Cersei Lannister oder Sansa Stark formen Daenerys indirekt. Während Cersei als skrupellose Gegenspielerin dient, deren Provokationen Daenerys’ Zorn schüren, fungiert Sansa als skeptisches Korrektiv. Die Spannungen zwischen den beiden Frauen stehen exemplarisch für das Misstrauen, das Daenerys in Westeros entgegenschlägt – ein Gefühl, das sie letztlich in die Isolation treibt.
In Summe zeigen Daenerys’ Beziehungen, wie stark ihre Figur durch zwischenmenschliche Erfahrungen geprägt ist. Freundschaft, Verrat, Liebe und Machtinteressen fließen untrennbar ineinander – und machen sie zu einer der ambivalentesten und tragischsten Figuren des Serienepos.
Daenerys in der Buchvorlage
In George R. R. Martins epischer Romanreihe Das Lied von Eis und Feuer, auf der die Serie Game of Thrones basiert, ist Daenerys Targaryen eine der wichtigsten und prominentesten Erzählperspektiven. Bereits im ersten Band, A Game of Thrones, erhält sie eigene Kapitel, aus deren Sicht die Ereignisse geschildert werden. Diese subjektive Perspektive ermöglicht tiefgreifende Einblicke in ihre inneren Konflikte, Hoffnungen und Ängste – Aspekte, die in der Serienadaption oft nur angedeutet werden können.
In den Romanen wird ihre Entwicklung deutlich langsamer und vielschichtiger gezeichnet. Daenerys’ emotionale Reaktionen auf ihre Umwelt, ihre Zweifel an der eigenen Berufung, ihre Träume und Visionen – insbesondere im Haus der Unsterblichen – sowie ihre intensive Bindung zu ihren Drachen sind ausführlich beschrieben. Die Bücher betonen ihr inneres Ringen zwischen Mitgefühl und Machtausübung, ihre zunehmende Einsamkeit als Herrscherin und ihre Sorge, selbst zur Tyrannin zu werden – lange bevor dieses Thema in der Serie relevant wird.
Auch die politische Dimension ihrer Regentschaft in Meereen wird in den Büchern komplexer behandelt. Anstatt als entschlossene Befreierin durchzuregieren, sieht sich Daenerys dort mit langwierigen diplomatischen Herausforderungen, Aufständen, Seuchen und moralischen Dilemmata konfrontiert. Ihre Entscheidung, Hizdahr zo Loraq zu heiraten, ist ein taktisches Zugeständnis an den Frieden – zeigt aber auch ihre Bereitschaft, persönliche Wünsche politischen Realitäten unterzuordnen. Solche Feinheiten verdeutlichen, wie sehr die literarische Figur von einem tiefen Verantwortungsbewusstsein durchdrungen ist.
Ein weiterer bedeutender Aspekt der Buchvorlage ist die Betonung mystischer und prophetischer Elemente. Daenerys erlebt Visionen von zukünftigen Ereignissen, darunter Anspielungen auf eine drohende Apokalypse und ihre mögliche Rolle als Erlöserin. Diese Elemente verleihen ihrer Geschichte eine quasi messianische Dimension, die in der Serie nur am Rande angeschnitten wird.
Da die Romanreihe zum Zeitpunkt des Serienfinales noch nicht abgeschlossen ist, bleibt offen, ob Martins literarische Version von Daenerys ein ähnliches Schicksal wie in der Serie ereilt – oder ob sich ihr Weg grundlegend anders entwickelt. Fans und Kritiker hoffen, dass der Autor ihrer inneren Zerrissenheit, ihren moralischen Ambivalenzen und ihrer Transformation in der Buchreihe mehr Raum und Tiefe geben wird als es die letzten Serienstaffeln vermochten.
Ungeachtet dessen steht fest: Die Daenerys der Buchvorlage ist eine komplexere, vieldeutiger gezeichnete Figur, deren inneres Erleben stark zur Identifikation einlädt und deren Schicksal im weiteren Verlauf der Bücher – insbesondere im lange erwarteten Band The Winds of Winter – mit Spannung erwartet wird.
Kontroverse um das Serienende
Das Ende von Daenerys' Geschichte in der Serie wurde vielfach kritisiert. Ihre Entscheidung, Königsmund mit Drachenfeuer zu zerstören, obwohl die Stadt bereits kapituliert hatte, wurde von vielen als abrupte und unlogische Wendung empfunden. Kritiker bemängelten, dass ihre Entwicklung zur "Mad Queen" nicht ausreichend vorbereitet wurde und stereotype Vorstellungen von machtgierigen Frauen bediente. Emilia Clarke selbst äußerte gemischte Gefühle über das Ende ihrer Figur, betonte jedoch die Komplexität und Tragik von Daenerys' Weg.
Mehr zu Game of Thrones
Weitere Informationen zur Serie gibt es auf der Detailseite Game of Thrones – mit Staffelübersicht, Darstellern, Drehorten und Kritik auf fernsehserien.tv.
R. G., 05.05.2025