Too Much bei Netflix abgesetzt
Netflix hat bestätigt, dass die romantische Comedyserie Too Much nicht für eine zweite Staffel zurückkehrt. Die Entscheidung fiel nur wenige Monate nach der Veröffentlichung – ein schneller Schnitt, der selbst Branchenbeobachter überrascht hat. Die Serie von Lena Dunham war im Sommer 2024 gestartet und erzählte die Geschichte einer US-Autorin, die nach einer gescheiterten Beziehung einen Neuanfang in London versucht. Die Kritiken schwankten zwischen verhalten positiv und ernüchtert, was nun mal kein optimaler Startsignal für eine längere Zukunft ist.
Laut mehreren US-Insidern lagen die Zuschauerzahlen deutlich unter den Erwartungen. Das Format startete zwar solide in den ersten Tagen, fiel aber rasch aus der globalen Netflix-Top-10 heraus – und das ist für neue Eigenproduktionen inzwischen ein kritischer Faktor. Netflix setzt seit 2023 verstärkt auf Serien mit klarer internationaler Zugkraft, während kleinere, stärker dialogbasierte Formate es zunehmend schwer haben. Genau in dieses Muster fällt Too Much, das eher auf persönliche Töne setzte als auf große erzählerische Bögen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Netflix seinen europäischen Produktionsbereich umbaut. Zuletzt strich der Anbieter mehrere britische und skandinavische Projekte, um Budgets zu bündeln und eine neue strategische Linie zu fahren. Dunhams Serie wurde – so heißt es – intern als „teuer in Relation zur Zielgruppe“ bewertet. Die aufwendigen London-Drehs und das US-UK-Hybridmodell sollen die Kosten zusätzlich belastet haben. Überraschend ist das nicht, wenn man die Entwicklungen bei anderen gescheiterten Projekten betrachtet.
Lena Dunham selbst reagierte auf Instagram vorsichtig enttäuscht, aber nicht verbittert. Sie dankte dem Cast, dem Team und den Fans, erinnerte daran, wie persönlich ihr die Serie war, und schrieb, dass manche Projekte nun mal nicht die Zeit bekommen, die sie verdient hätten. Ein Satz, der hängenbleibt – weil er zeigt, wie oft kreative Ambitionen und ökonomische Realität heute kollidieren. Besonders in einem Streamingmarkt, der härter ist als je zuvor.
Pläne für einen Wechsel zu einem anderen Anbieter gibt es nicht. Dafür spricht auch, dass Netflix sämtliche internationalen Rechte hält. Somit bleibt es faktisch bei der einen Staffel, die jetzt so etwas wie ein abgeschlossenes, kleines Werk darstellt: charmant, eigenwillig, aber eben kommerziell nicht stark genug. Die Fans, die die Serie mochten, müssen sich also damit abfinden, dass die Geschichte dort endet, wo Staffel 1 abschloss – ohne Fortsetzung, ohne Epilog.
Ein Abschlussfilm, ein Sequel oder ein Revival sind ebenfalls nicht in Arbeit. In der Streamingwelt, in der einzelne Titel oft sehr schnell ersetzt werden, ist das auch keine Überraschung. Too Much reiht sich damit in die Liste jener Produktionen ein, die trotz kreativer Handschrift keinen langen Atem hatten. Schade – aber so ist das Spiel in diesem Geschäft nun mal.
23.11.2025, R. G.


