Serien mit Jella Haase
Wer ist Jella Haase
Jella Haase zählt zu den markantesten Gesichtern des jungen deutschen Films. Ihre Rollen sind oft kantig, rebellisch und emotional aufgeladen – sie steht für eine Schauspielkunst, die sich nicht scheut, roh, verletzlich und kompromisslos zu sein. Von der durchgedrehten Chantal in „Fack ju Göhte“ bis zur eiskalten Rachefigur Kleo zeigt Haase eine bemerkenswerte Bandbreite. Was sie auszeichnet, ist eine intuitive Körperlichkeit und ein unerschrockener Zugang zu Figuren, die oft zwischen gesellschaftlichen Konventionen und persönlicher Rebellion oszillieren.
Geboren am 26. Oktober 1992 in Berlin-Kreuzberg, stammt Jella Haase aus einem bodenständigen Elternhaus. Sie machte 2013 ihr Abitur und absolvierte keine klassische Schauspielausbildung – stattdessen erarbeitete sie sich ihren Platz in der Filmbranche über das Theater und frühe Filmrollen. Schon als Teenager fiel sie in Produktionen wie „Kriegerin“ oder „Lollipop Monster“ durch ihre emotionale Direktheit auf. Ihr Durchbruch kam 2013 mit der Kinokomödie „Fack ju Göhte“, doch sie ließ sich nie auf komödiantische Rollen festlegen. Vielmehr nutzt Haase ihre Bekanntheit, um auch anspruchsvolle und politisch aufgeladene Projekte voranzutreiben. Ihre Karriere zeigt: Ernsthaftigkeit und Popkultur schließen sich nicht aus – im Gegenteil.
Wichtige Serien mit Jella Haase:
Kleo (seit 2022, Netflix):
In dieser düsteren und zugleich satirisch überspitzten Serie spielt Jella Haase die titelgebende Auftragsmörderin Kleo Straub, die einst für die Stasi arbeitete und nach dem Mauerfall ihren ganz persönlichen Rachefeldzug beginnt. Kleo ist eine Figur voller Widersprüche – tödlich effizient, aber auch kindlich verspielt, zutiefst verletzt und zugleich mit scharfem Verstand gesegnet. Haase bringt diese komplexe Mischung mit enormer physischer Präsenz und nuancierter Mimik auf den Bildschirm. Die Serie lebt von ihrer Energie, ihrer Wandlungsfähigkeit und dem Mut, zwischen Drama, Action und schwarzem Humor zu changieren. Für ihre Darstellung wurde sie 2023 mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Alpha 0.7 – Der Feind in dir (2010, SWR):
In diesem transmedialen Sci-Fi-Thriller verkörperte Haase eine wiederkehrende Figur in einem dystopischen Deutschland, in dem Überwachung und Gedankenkontrolle zum Alltag gehören. Die Serie war eines ihrer ersten großen Serienprojekte – ungewöhnlich in Format und Thema. Haase bringt in ihrer Rolle eine gewisse Sperrigkeit mit, die sich ideal in das paranoide Setting einfügt. Auch wenn das Projekt heute eher ein Nischenstatus hat, zeigt es rückblickend, wie früh sie sich für experimentelle Stoffe interessierte.
The Team (2015, ZDF/Arte):
In dieser internationalen Krimiproduktion trat Haase in mehreren Folgen als junge Zeugin auf, die sich in einem Netz aus Verbrechen, Misstrauen und moralischen Dilemmata wiederfindet. Ihre Figur ist vielschichtig angelegt – verletzlich und stark zugleich. Besonders in der Interaktion mit erfahrenen Darstellern aus dem europäischen Raum konnte Haase hier ihre Fähigkeit zur feinen Charakterzeichnung unter Beweis stellen. Auch wenn sie keine zentrale Hauptrolle innehatte, hinterließ ihr Spiel nachhaltigen Eindruck.
Tatort (diverse Folgen, u.a. 2013 und 2016):
In der Episode „Puppenspieler“ überzeugte Haase 2013 als minderjährige Prostituierte, die einen Richter erpresst – eine Rolle von großer Ambivalenz, in der sie sowohl Opfer als auch Täterin ist. Für diese Darstellung wurde sie mit dem Günter-Strack-Fernsehpreis ausgezeichnet. Später, im Dresdner „Tatort: Auf einen Schlag“ (2016), kehrte sie als Polizeianwärterin Maria Mohr ins Format zurück – eine Figur, die zwischen Idealismus und Ernüchterung pendelt. Haase bringt beiden Figuren eine eigensinnige Note mit – nie gefällig, immer mit innerem Widerstand aufgeladen.
Weitere Serienauftritte:
Jella Haase war darüber hinaus in zahlreichen Nebenrollen und Gastauftritten zu sehen, etwa in:
- Kommissar Stolberg (2012) – als Schülerin in der Folge „Trance“
- Der Kriminalist (2014) – als Jugendliche in „Checker Kreuzkölln“
- Die Draufgänger (2010) – in der Folge „Mein Land“
Kommende Projekte & Ausblick:
Jella Haase hat sich längst vom Image der frechen Schülerin verabschiedet. Mit ihrer Produktionswahl, ihrer Bühnenarbeit und der Titelrolle in „Kleo“ hat sie sich als Charakterdarstellerin etabliert, die sich zwischen Mainstream und Arthouse mühelos bewegt. Auch in Zukunft setzt sie auf Rollen mit Tiefe und Haltung.
Die zweite Staffel von Kleo, die 2024 erscheint, verspricht eine konsequente Weiterentwicklung ihrer Figur. In einem noch düstereren und politisch aufgeladenen Setting wird Kleo neue Gegner, aber auch eigene Schatten bekämpfen müssen. Haase hat angekündigt, dass sie die emotionale Tiefe der Figur noch stärker herausarbeiten will.
Mit Chantal im Märchenland, dem Spin-off zu „Fack ju Göhte“, kehrt sie 2024 noch einmal zu ihrer ikonischen Rolle zurück – allerdings in einem völlig neuen Kontext. Der Film inszeniert Chantal in einer Fantasy-Welt, doch Haase nimmt die Figur ernst und zeigt, dass unter der Oberfläche mehr steckt als nur schrille Sprüche. Für diese Rolle erhielt sie bereits 2025 den Bayerischen Filmpreis als Beste Darstellerin.
Mit ihrer bewussten Projektwahl, ihrer Leidenschaft fürs Spiel und ihrer stetigen Weiterentwicklung bleibt Jella Haase eine der spannendsten Persönlichkeiten im deutschen Schauspiel. Sie ist kein Star im klassischen Sinne – sie ist eine Erzählerin mit Haltung, und ihre besten Rollen liegen womöglich noch vor ihr.
R. G., 02.05.2025