Tatort

Kritik & Rezension

"Tatort" hat einen besonderen Platz im deutschen Fernsehen und wird für seine Vielseitigkeit, seine realistische Darstellung von Kriminalermittlungen und seine kulturelle Relevanz geschätzt. Die Serie reflektiert gesellschaftliche Entwicklungen und greift aktuelle Themen auf. Jeder Ermittler hat seine eigene Persönlichkeit und Herangehensweise, was zu einer abwechslungsreichen Palette von Charakteren führt. Einige Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass die Qualität der einzelnen Folgen stark variieren kann und nicht alle Episoden gleichermaßen fesselnd sind. Wir vergeben 70 von 100 Punkten für diese unserer Meinung nach deutlich überbewertete und übergehypte Krimiserie.

Daten & Fakten

Originaltitel: Tatort
Erstausstrahlung: 29. November 1970 (ARD)
Produktionsland: Deutschland, Österreich, Schweiz
Laufzeit: seit 1970 – bis heute fortlaufend
Anzahl der Folgen: über 1.200 (Stand 2025)
Anzahl der Ermittlerteams: über 50 feste Teams seit Serienbeginn
Regie: wechselnde Regisseure, u. a. Dominik Graf, Wolfgang Petersen, Claudia Garde
Drehbuch: diverse Autoren, u. a. Felix Huby, Fred Breinersdorfer, Stefan Dähnert
Hauptdarsteller: keine festen – je nach Ermittlerteam
Bekannte Ermittlerfiguren: Horst Schimanski (Götz George), Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), Thiel und Boerne (Axel Prahl & Jan Josef Liefers), Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec & Udo Wachtveitl), Eisner (Harald Krassnitzer), Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt & Dietmar Bär)
Weitere Besetzung: je nach Episode wechselnd; zahlreiche Gastauftritte namhafter Schauspieler
Genre: Krimi
Produktion: ARD in Zusammenarbeit mit ORF und SRF
Sender: Das Erste (ARD), ORF 2, SRF 1

Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen des „Tatort“ zeigt sich eine Fernsehreihe, die über Jahrzehnte hinweg immer wieder neu erfunden wurde. Seit 1970 produzieren die ARD-Anstalten, der ORF und das Schweizer Fernsehen ihre Episoden eigenständig – ein ungewöhnliches Modell, das bis heute dafür sorgt, dass Stil, Ton und Themen der Reihen je nach Sendeanstalt stark variieren. Gerade diese regionale Freiheit war ursprünglich ein Experiment, das sich als Erfolgsrezept erwies. Die Teams in Köln, München, Dortmund oder auch Wien entwickelten mit der Zeit ganz eigene Handschriften, die fest im Publikum verankert sind.

Ein prägendes Kapitel der Serie ist der enorme Erfolg von Horst Schimanski, gespielt von Götz George. Seine ersten Auftritte Anfang der 80er sorgten wegen des rauen Tons und der abgewetzten Lederjacke für Kontroversen in der Presse. Heute gilt Schimanski als einer der wichtigsten Fernsehcharaktere im deutschsprachigen Raum. Ähnlich markant prägten später andere Teams die Kultur des Formats – etwa Thiel und Boerne aus Münster, deren bissiger Humor zu Publikumsfavoriten wurde und regelmäßig Rekordquoten erzielt.

Auch Produktionsseitig war der Tatort immer wieder ein Innovationsfeld. Zahlreiche Regisseure, darunter Wolfgang Petersen und Dominik Graf, nutzten die Reihe als Sprungbrett, um filmische Handschriften zu entwickeln, die später international Beachtung fanden. Die Drehbücher gehen oft ungewöhnliche Wege: In den 90ern entstanden etliche Episoden, die gesellschaftliche Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus oder Wirtschaftskriminalität offen ansprachen – damals für ein breites Sonntagsabendpublikum eher ungewohnt.

Intern stand die Serie immer wieder vor organisatorischen Herausforderungen. Unterschiedliche Produktionsrhythmen, Besetzungswechsel oder die Einführung neuer Teams mussten zwischen den regionalen Sendern abgestimmt werden. Natürlich gab es auch Fälle, in denen beliebte Ermittler nach internen Konflikten oder neuen Karrierewegen ausstiegen – ein Effekt, der bei einer so langlebigen Reihe fast unvermeidlich ist. Dass die Serie trotzdem bis heute funktioniert, zeigt, wie stabil das Grundkonzept trägt.

In den letzten Jahren experimentieren mehrere Produktionsgruppen stärker mit moderner Bildsprache, düsteren Themen oder seriennahem Erzählen, ohne die klassische Tatort-Formel zu verlassen. Dadurch trifft die Reihe inzwischen mehrere Generationen zugleich – ein bemerkenswerter Spagat, der nicht vielen Langzeitformaten gelingt. Trotz Kritik an schwankender Qualität bleibt der Tatort damit eines der beständigen Aushängeschilder des deutschsprachigen Fernsehens.

Drehorte

"Tatort" ist eine der wenigen deutschen Produktionen, deren Drehorte sich über nahezu das gesamte Land verteilen – und gerade das macht den besonderen Reiz der Reihe aus. Berlin wirkt mit seinen politischen Schauplätzen, Behördengebäuden und urbanen Brennpunkten oft wie ein Spiegel der aktuellen Gesellschaftslage, während Hamburg mit Hafenanlagen, nächtlichen Gassen und dem Kiez ein raues, beinahe maritimes Flair beisteuert. Ganz anders präsentiert sich München: Hier entstehen viele Folgen vor eleganten Altbauten, in wohlhabenden Vierteln und an bayerischen Orten, die eine ganz eigene regionale Färbung tragen.

Köln wiederum hat sich durch seine markanten Ermittlerduos und charakteristischen Drehorte rund um Rhein, Domplatte und Industrieareale fest im "Tatort"-Kosmos verankert. Dortmund bringt eine härtere Tonlage hinein – die alten Zechen, grauen Straßenzüge und industriell geprägten Viertel prägen den Stil der dort angesiedelten Folgen entscheidend. Frankfurt liefert dagegen häufig ein modernes, wirtschaftlich getriebenes Umfeld, geprägt von Skyline, Bankenviertel und urbanem Druck, der viele der Fälle beeinflusst.

Ludwigshafen ist eng mit der langjährigen Ermittlerin Lena Odenthal verbunden; die Drehorte wechseln zwischen verwinkelten Stadtvierteln, Polizeigebäuden und Orten am Rhein, die optisch sofort Wiedererkennungswert haben. Weimar wiederum setzt einen völlig anderen Akzent: Die Kulisse wirkt heller, oftmals geradezu verspielt, passend zum humorvollen Ansatz dieses Ermittlerduos. Und Münster – ja, Münster hat längst Kultstatus. Die Mischung aus historischem Stadtkern, Fahrradstadt-Atmosphäre und den pointierten Dialogen von Thiel und Boerne macht nahezu jede Folge zu einer eigenen Marke.