Interessante Seriencharaktere: Patrik Pacard

Wer ist Patrik Pacard?
Patrik Pacard ist die Titelfigur der gleichnamigen ZDF-Serie aus dem Jahr 1984, die ursprünglich als Weihnachtsmehrteiler im Kinderprogramm ausgestrahlt wurde. Die Serie war Teil der berühmten ZDF-Weihnachtsserien-Tradition und entwickelte sich zu einem echten Klassiker. Im Mittelpunkt steht der 13-jährige Patrik, der während eines Urlaubs in Norwegen in eine internationale Verschwörung hineingezogen wird. Durch Mut, Klugheit und moralische Integrität gelingt es ihm, sich in einer Erwachsenenwelt voller Intrigen zu behaupten.
Charakterisierung und Entwicklung
Patrik beginnt seine Reise als neugieriger, naturverbundener Junge, der sich für Technik und das Meer begeistert. Im Lauf der Geschichte entwickelt er sich zu einem selbstständigen, verantwortungsbewussten jungen Helden. Er wird nicht nur Zeuge, sondern auch unfreiwilliger Akteur in einem Spionagekonflikt zwischen Ost und West. Trotz der Gefahren bewahrt er sich seine Menschlichkeit, sein Urteilsvermögen – und das Vertrauen in das Gute. Diese Mischung aus Abenteuer, politischem Ernst und kindlicher Identifikationsfigur machte Patrik Pacard zu einer der prägendsten Figuren des deutschen Kinderfernsehens.
Darsteller
Hendrik Martz
Hendrik Martz wurde am 9. Mai 1968 in Hamburg geboren. Im Alter von 16 Jahren übernahm er die Titelrolle in der ZDF-Weihnachtsserie Patrik Pacard (1984), die ihn im deutschsprachigen Raum bekannt machte. Nach diesem Erfolg spielte er in verschiedenen Fernsehserien mit, darunter Die Wicherts von nebenan, Der Landarzt und Verbotene Liebe. Neben seiner Schauspielkarriere ist Martz auch als Synchronsprecher, Gitarrist und Dozent tätig. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.
Beliebtheit bei Fans
Patrik Pacard genießt bis heute Kultstatus bei denjenigen, die in den 1980er Jahren mit dem ZDF-Kinderprogramm aufwuchsen. Die Kombination aus packender Handlung, nordischer Landschaftsidylle und kaltem Krieg im Hintergrund machte die Serie und ihre Hauptfigur einzigartig. Viele Fans erinnern sich an Patriks Mut, seine Schlagfertigkeit und sein Gerechtigkeitsempfinden. Auch der Titelsong und der eingängige Name blieben haften – "Patrik Pacard" wurde zum Inbegriff für spannende Fernsehunterhaltung mit Anspruch.
In Internetforen und Retrospektiven wird die Serie regelmäßig als Höhepunkt deutscher Kinderfernsehgeschichte genannt. Die Figur Patrik steht dabei als Symbol für eine Art von Held, die weder cool noch brutal ist, sondern durch Verstand, Mitgefühl und Gewitztheit überzeugt. Auch jüngere Generationen, die die Serie über DVD oder Mediatheken nachgeholt haben, entdecken in Patrik eine positiv besetzte Identifikationsfigur.
Verbindungen zu anderen Charakteren
Im Mittelpunkt von Patrik Pacards Beziehungsgeflecht steht sein Vater, Dr. Harald Pacard, ein deutscher Wissenschaftler, der während eines Forschungsaufenthalts in Norwegen an einem brisanten internationalen Projekt arbeitet. Die Vater-Sohn-Beziehung bildet das emotionale Rückgrat der Serie: Sie ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen, aber auch von der wachsenden Eigenständigkeit Patriks, der zunehmend selbst Verantwortung übernimmt. Durch die politischen und persönlichen Gefahren, denen sie gemeinsam ausgesetzt sind, wird die Beziehung auf eine harte Probe gestellt – und gleichzeitig gefestigt. Patrik lernt, Entscheidungen nicht nur im Schatten seines Vaters zu treffen, sondern für sich selbst einzustehen.
Wesentliche Bedeutung kommt auch der norwegischen Fischerfamilie Solberg zu, bei der Patrik während seiner Flucht unterkommt. Die Familie, insbesondere Tochter Anne, wird für Patrik zur moralischen Stütze in einer Welt voller Täuschung und Bedrohung. Anne dient nicht nur als Kontakt zur lokalen Bevölkerung, sondern ist eine Figur, die Mitgefühl, Loyalität und Mut verkörpert. In ihr findet Patrik eine Altersgenossin, mit der er auf Augenhöhe agieren kann – eine Freundschaft, die auf Vertrauen und gegenseitiger Hilfe basiert. Diese Beziehung gibt der Geschichte emotionale Tiefe und Bodenständigkeit.
Im Kontrast dazu stehen die zahlreichen Agentenfiguren beider politischer Lager: Spione aus Ost und West, darunter der zwielichtige Amerikaner Lester und der undurchsichtige sowjetische Agent Professor Kroll, nutzen Patrik als unwissendes Werkzeug oder versuchen, ihn zu manipulieren. Besonders brisant wird dies, als Patrik zwischen die Fronten eines geopolitischen Machtspiels gerät – und dennoch wiederholt beweist, dass er sich moralisch nicht korrumpieren lässt. Seine Fähigkeit, Menschen intuitiv zu lesen und instinktiv das Richtige zu tun, hebt ihn dabei von den abgebrühten Erwachsenenfiguren ab.
Auch neutrale oder ambivalente Figuren wie die Schweizer Wissenschaftlerin Dr. Gertrud Wachter zeigen Patriks Bereitschaft, anderen zu vertrauen, ohne naiv zu sein. Die Serie lebt davon, dass Patrik nicht als einsamer Held agiert, sondern in einem Netz aus wechselnden Verbündeten, fragwürdigen Mentoren und klaren Gegnern seinen Weg sucht – und dabei oft durch seine Empathie und sein Rückgrat überrascht.
Diese Vielzahl an Beziehungen – familiär, freundschaftlich, feindlich oder ambivalent – macht Patrik Pacard zu weit mehr als einem klassischen Abenteuerserienhelden. Die Figur wächst nicht allein an äußeren Herausforderungen, sondern in der Auseinandersetzung mit Menschen, die ihn spiegeln, herausfordern oder beschützen. Gerade in der Vielschichtigkeit seiner Beziehungen liegt der Reiz der Serie – und die bleibende Wirkung der Figur.
Hintergrund und Entstehung
Patrik Pacard war die sechste Produktion innerhalb der traditionsreichen ZDF-Weihnachtsserien, die zwischen 1979 und 1995 jährlich zur Weihnachtszeit ausgestrahlt wurden. Die Serie wurde erstmals am 25. Dezember 1984 im ZDF gezeigt und bestand aus sechs Episoden. In der Schweiz begann die Ausstrahlung bereits am 4. Dezember 1984 auf SF DRS, dort in zwölf kürzeren Folgen.
Die Idee und das Drehbuch stammen von Justus Pfaue, der bereits für andere erfolgreiche Weihnachtsserien wie Timm Thaler, Jack Holborn und Anna verantwortlich war. Pfaue kombinierte in Patrik Pacard Elemente des Agententhrillers mit einer klassischen Coming-of-Age-Geschichte, wodurch eine spannende und zugleich tiefgründige Erzählung entstand.
Die Regie führte Gero Erhardt, während die Produktion von Bernd Burgemeister übernommen wurde. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Norwegen und der Schweiz, was der Serie eine authentische und atmosphärische Kulisse verlieh. Die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen trugen maßgeblich zur besonderen Stimmung der Serie bei.
Ein besonderes Merkmal von Patrik Pacard war der Titelsong, komponiert von Christian Bruhn und gesungen von Lady Lily (Erika Bruhn). Der Song wurde ein Hit und trug zur Popularität der Serie bei. Die Musik unterstützte die emotionale Tiefe und Spannung der Handlung und blieb vielen Zuschauern nachhaltig im Gedächtnis.
Die Serie wurde in mehreren Ländern ausgestrahlt, darunter auch in Großbritannien, wo sie 1992 von der BBC gezeigt wurde. Für die britische Ausstrahlung wurde die Handlung angepasst, um den veränderten geopolitischen Kontext nach dem Ende des Kalten Krieges zu berücksichtigen.
Patrik Pacard gilt bis heute als eine der herausragenden Produktionen der ZDF-Weihnachtsserien und hat sich einen festen Platz in der deutschen Fernsehgeschichte gesichert. Die gelungene Mischung aus Abenteuer, Spannung und emotionaler Tiefe macht die Serie auch Jahrzehnte nach ihrer Erstausstrahlung noch sehenswert.
Mehr zur Serie Patrik Pacard
Weitere Informationen zur Serie gibt es auf der Detailseite Patrik Pacard – mit Episodenübersicht, Drehorten, Besetzung und Hintergrundinfos auf fernsehserien.tv.
R. G., 24.05.2025