Die 10 erfolgreichsten TV-Serien der 70er Jahre nach Zuschauerzahlen
Die 1970er Jahre markierten einen tiefgreifenden Wandel im deutschen Fernsehen. Farbfernsehen wurde zum Standard, neue Erzählformen setzten sich durch, und einige Serien prägten eine ganze Generation. Welche TV-Formate erreichten damals die höchsten Einschaltquoten? Hier sind die zehn erfolgreichsten Serien der 70er Jahre in Deutschland – gemessen an der durchschnittlichen Zuschauerzahl.
Platz 10: Klimbim (1973–1979)
Mit ihrem frechen, oft absurden Humor und einer für damalige Verhältnisse gewagten Erotik veränderte Klimbim das deutsche Fernsehen nachhaltig. Die Sketchshow mit Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann und Peer Augustinski kombinierte Anarchie, Satire und Klamauk. Produziert vom WDR, brach sie mit dem konventionellen Format und wurde zu einem Symbol für das neue, frechere Westdeutschland der 70er. In Hochzeiten erreichte „Klimbim“ über 15 Millionen Zuschauer.
Platz 9: Die Unverbesserlichen (1965–1971)
Inge Meysel und Joseph Offenbach verkörperten das Ehepaar Scholz in dieser warmherzigen Familienserie, die von Generationenkonflikten, Alltagsproblemen und liebevollen Ritualen handelte. Als ARD-Vierteiler angelegt, wurden neue Episoden über Jahre hinweg als Eventprogramm gezeigt. Auch in den frühen 70ern erfreute sich die Reihe großer Beliebtheit und erzielte weiterhin über 14 Millionen Zuschauer pro Folge.
Platz 8: Raumschiff Enterprise (1972–1974, ZDF)
Obwohl die US-Serie „Star Trek“ bereits 1966 in den USA lief, feierte sie in Deutschland erst 1972 im ZDF Premiere – in einer stark gekürzten Fassung. Dennoch wurde Raumschiff Enterprise schnell zum Kult. Die futuristischen Abenteuer von Captain Kirk, Mr. Spock und der Enterprise-Crew prägten eine ganze Generation. Die deutschen Ausstrahlungen am Freitagabend lockten 12 bis 14 Millionen Zuschauer an die Bildschirme – ein beachtlicher Wert für Sci-Fi.
Platz 7: Tatort (ab 1970)
1970 begann mit „Taxi nach Leipzig“ die bis heute erfolgreichste Krimireihe im deutschsprachigen Raum. Die 70er-Jahre waren die prägende Aufbauphase mit Charakterköpfen wie Kommissar Trimmel (Walter Richter), Finke oder Haferkamp. Das Konzept der regional unterschiedlichen Ermittler wurde zum Erfolgsrezept. In dieser Dekade erreichte der „Tatort“ regelmäßig über 15 Millionen Zuschauer.
Platz 6: Ein Herz und eine Seele (1973–1976)
Alfred Tetzlaff – alias „Ekel Alfred“ – wetterte in Ein Herz und eine Seele im Wohnzimmer gegen die Sozialdemokratie, Ausländer und seine eigene Familie. Die bissige ARD-Sitcom, angelehnt an die britische Serie „Till Death Us Do Part“, war Provokation und Gesellschaftsspiegel zugleich. Trotz (oder gerade wegen) vieler Diskussionen wurde die Serie ein Straßenfeger mit bis zu 18 Millionen Zuschauern – besonders bei der berühmten „Silvesterpunsch“-Folge.
Platz 5: PS – Geschichten rund ums Auto (1975–1979)
Autos, Unfälle und Verbrechen – das waren die Kernthemen dieser realitätsnahen Krimiserie, die vom Berufsalltag deutscher Verkehrspolizisten erzählte. Mit dokumentarischem Stil, technischen Details und echtem Milieu traf die ARD-Reihe den Nerv vieler Zuschauer, besonders Männer. Die unaufgeregte, sachliche Inszenierung bescherte „PS“ Quoten zwischen 14 und 17 Millionen.
Platz 4: Der Kommissar (1969–1976)
Auch in den 70er-Jahren blieb Der Kommissar ein Quotenhit. Erich Odeh verkörperte den ernsten, tiefgründigen Ermittler Keller, der psychologisch fundiert Mordfälle löste. Die Serie war ruhig erzählt, aber extrem wirkungsvoll – und bereitete den Boden für „Derrick“. In der Hauptsendezeit des ZDF erzielte die Reihe regelmäßig 16 bis 18 Millionen Zuschauer.
Platz 3: Der Seewolf (1971)
Raimund Harmstorf als brutaler Kapitän Wolf Larsen wurde zur TV-Legende. Die sechsteilige ZDF-Verfilmung des Jack-London-Klassikers „Der Seewolf“ war nicht nur aufwendig produziert, sondern auch schauspielerisch herausragend. Die dichte Atmosphäre, die dramatischen Bilder auf hoher See und die literarische Vorlage begeisterten ein Millionenpublikum. Bei der Ausstrahlung 1971 sahen bis zu 27 Millionen Menschen zu – ein bis heute ungebrochener Rekord für Literaturverfilmungen.
Platz 2: Das Halstuch (1962, aber in den 70ern oft wiederholt)
Obwohl ursprünglich 1962 ausgestrahlt, wurde der Durbridge-Klassiker „Das Halstuch“ in den 70er-Jahren mehrfach wiederholt – und jedes Mal mit überragendem Erfolg. Die Mischung aus Spannung, britischem Understatement und geschickt platzierten Cliffhangern ließ das Publikum erneut in Massen einschalten. Auch die Wiederholungen erreichten bis zu 25 Millionen Zuschauer – eine Zahl, die in der Fernsehgeschichte ihresgleichen sucht.
Platz 1: Die große Liebe (1977, ZDF – Vorläufer zur Schwarzwaldklinik)
Bevor 1985 die „Schwarzwaldklinik“ startete, testete das ZDF das Genre mit dem Event-Mehrteiler „Die große Liebe“. In einem ähnlichen medizinisch-familiären Setting im Schwarzwald mischten sich Drama, Romantik und Heimatgefühl – mit enormem Erfolg. Die Mischung aus Arztgeschichten und emotionalen Handlungsbögen war ein Vorbote des späteren Mega-Hits. Auch „Die große Liebe“ erreichte über 20 Millionen Zuschauer – und legte das Fundament für die Serienlandschaft der 80er.
R. G., 03.06.2025