Weihnachten steht vor der Tür – Welche Serien lohnen sich?

Der Dezember rückt näher, die Nachmittage werden dunkel, und auf einmal stellt sich wieder diese eine Frage: Welche Serie läuft an den Feiertagen, wenn man endlich Zeit hat, wirklich dranzubleiben? Zwischen Familientreffen, Plätzchenblech und Geschenkejagd sind es oft die ruhigen Stunden auf dem Sofa, an die man sich erinnert. Genau dann braucht es Formate, die tragen – sei es mit Humor, großen Gefühlen oder einer Welt, in der man für ein paar Folgen abtauchen kann.
Dabei müssen es nicht nur Weihnachtsserien sein. Im Gegenteil: Viele Produktionen passen gerade deshalb gut in die Festtage, weil sie eine bestimmte Stimmung einfangen – Wärme, Eskapismus, auch mal eine ordentliche Portion Drama. Wir stellen zehn Serien vor, die sich für Weihnachten und die Zeit „zwischen den Jahren“ besonders anbieten: eine norwegische Dramedy mit Tannenduft, ein paar moderne Klassiker, dazu große Fantasy und wohliges Kleinstadtfeeling. Wer in diesem Mix nichts findet, will vermutlich einfach keinen Fernseher einschalten.
1. Weihnachten zu Hause
Den Anfang macht eine Serie, die schon im Titel nach Adventskalender klingt: Weihnachten zu Hause. Im Mittelpunkt steht Johanne, die sich jedes Jahr dieselben Fragen der Familie anhören muss: „Hast du endlich jemanden?“ und „Wann wird es ernst?“. Aus einer Mischung aus Trotz und Sehnsucht beschließt sie, bis Heiligabend einen Partner zu finden – und stürzt sich in ein Dating-Chaos, das mal absurd komisch, mal schmerzhaft ehrlich ausfällt. Die norwegische Serie spielt geschickt mit Erwartungen, bricht Klischees und gönnt den Figuren trotzdem Raum, nicht perfekt sein zu müssen.
Besonders gut funktioniert die Mischung aus trockenen Dialogen, nordischer Atmosphäre und dem sehr vertrauten Druck, an Weihnachten „funktionieren“ zu sollen. Die Serie arbeitet nicht nur mit Lichterketten und Schneefall, sondern mit leisen Momenten, in denen Johanne sich fragt, was sie eigentlich selbst will. Dadurch eignet sich Weihnachten zu Hause ideal für Abende, an denen man sich nach etwas Warmherzigem sehnt, ohne in Zuckerguss zu ertrinken. Zwei Staffeln, gut dosierte Folgenlänge – perfekt zum Hintereinanderwegsehen, wenn draußen der Wind an den Fenstern rüttelt.
2. Game of Thrones
Wer an Weihnachten lieber in andere Welten ausweicht, landet schnell bei Game of Thrones. Die Fantasyserie mag alles andere als besinnlich sein, aber die verschneiten Landschaften im Norden, die bedrohliche Präsenz des Winters und das Gefühl eines nahenden Umschwungs passen verblüffend gut in die dunkle Jahreszeit. Die Feiertage bieten zudem die seltene Gelegenheit, sich konzentriert auf die vielen Figuren, Häuser und Intrigen einzulassen, ohne nach Feierabend völlig übermüdet vor Folge drei einzuschlafen.
Gerade die frühen Staffeln entfalten einen Sog, der über mehrere Tage tragen kann: Lang aufgebaute Konflikte, politische Ränkespiele, dazu Momente, in denen man als Zuschauer merkt, dass hier wirklich niemand sicher ist. Wer die Serie schon kennt, entdeckt bei einem Rewatch viele Details, die beim ersten Mal untergegangen sind – Anspielungen, Blicke, kleine Satzfetzen. So wird aus Game of Thrones an Weihnachten eine Art Großprojekt: Kein leichtes Festprogramm, aber eines, das im Kopf bleibt, wenn der Baum längst abgeschmückt ist.
3. Legend of the Seeker
Etwas klassischer, aber dafür wunderbar geradlinig: Legend of the Seeker erzählt eine Fantasygeschichte alter Schule. Im Zentrum steht der junge Richard Cypher, der erfährt, dass er eine besondere Rolle im Kampf gegen einen tyrannischen Herrscher spielt. An seiner Seite: die undurchsichtige Kahlan und der kauzige Zauberer Zedd. Die Serie setzt auf klare Gut-gegen-Böse-Strukturen, spektakuläre Landschaften und handfeste Abenteuerplots – genau das Richtige, wenn man sich an den Feiertagen nach Eskapismus sehnt, ohne ständig komplizierte Zeitebenen sortieren zu müssen.
Was Legend of the Seeker so angenehm macht, ist die Mischung aus Leichtigkeit und Ernst: Es gibt Witz und Action, aber auch Folgen, in denen die Figuren echte Verluste hinnehmen oder an ihren Entscheidungen knabbern. Die Serie fühlt sich ein wenig an wie eine Fantasy-Version der alten Abenteuerserien, nur mit modernerem Tempo. Zum Wegschauen bei Kerzenschein ist sie ideal: Man kann mehrere Episoden am Stück schauen, ohne dass es zäh wird, und trotzdem hat man das Gefühl, wirklich eine eigene Welt zu besuchen.
4. Amsterdam Empire
Wer statt Tannenduft lieber Neonlichter und Großstadtflair möchte, ist bei Amsterdam Empire richtig. Die Serie taucht tief in das kriminelle Milieu der niederländischen Metropole ein, erzählt von Machtkämpfen, Loyalitäten und Figuren, die sich zwischen Familie, Geld und Moral entscheiden müssen. Gerade zur Weihnachtszeit, wenn draußen alles auf „harmonisch“ getrimmt ist, wirkt dieser Blick in eine raue Parallelwelt wie ein bewusster Kontrast – und genau das kann sehr reizvoll sein.
Stilistisch setzt Amsterdam Empire auf dichte Atmosphäre: enge Gassen, Clubs, Hinterzimmer, in denen Abmachungen getroffen werden, die lange nachwirken. Die Figuren sind selten eindeutig gut oder böse, sondern bewegen sich in Grauzonen, in denen jede Entscheidung ihren Preis hat. Für Feiern mit der ganzen Familie ist das nichts, aber wer abends noch einen eigenen Slot frei hat, bekommt hier ein Serienpaket, das man gut über mehrere freie Tage ziehen kann.
5. Virgin River
Für alle, die an Weihnachten eher zur Decke als zum Drama greifen, bietet Virgin River genau das richtige Tempo. Die Serie erzählt von der Krankenschwester Mel, die aus der Großstadt in ein kleines Nest in Nordkalifornien zieht, um neu anzufangen. Dort trifft sie auf eine eingeschworene Gemeinschaft, alte Geheimnisse, neue Freundschaften und natürlich eine Liebesgeschichte, die nicht ohne Stolpersteine auskommt. Das Ganze ist bewusst entschleunigt erzählt – ideal, wenn man den Stress der letzten Monate einmal ausblenden will.
Virgin River ist eine dieser Serien, die man anmacht, „nur mal kurz reinschauen“ will und dann doch noch eine Folge dranhängt. Die Landschaftsaufnahmen, der Fokus auf menschliche Beziehungen und der Tonfall irgendwo zwischen Wohlfühlfernsehen und leiser Tragik passen perfekt in die Jahreszeit. Gerade an Tagen, an denen draußen alles grau ist, wirkt die Serie wie ein digitaler Kamin: nicht spektakulär, aber beruhigend.
6. Dark
Deutlich düsterer, aber wie gemacht für lange Winterabende: Dark. Die deutsche Mysteryserie spielt in der fiktiven Kleinstadt Winden, in der mehrere Kinder spurlos verschwinden. Was zunächst nach klassischem Krimieinstieg aussieht, entwickelt sich zu einer komplexen Geschichte über Zeitreisen, Familiengeheimnisse und die Frage, ob sich Schicksal überhaupt ändern lässt. Die dichte Waldatmosphäre, der konsequent dunkle Look und der Soundtrack verstärken das Gefühl, in einer abgeschotteten Welt unterwegs zu sein.
Dark ist keine Serie für „mal nebenbei“, sondern fordert Aufmerksamkeit – belohnt diese aber mit einem Erzählbogen, der über drei Staffeln hinweg erstaunlich konsequent bleibt. Gerade in der Weihnachtszeit, wenn man ein paar freie Tage am Stück hat, kann man sich dieses Puzzle vornehmen und in Ruhe zusammensetzen. Und seien wir ehrlich: Wenn es draußen früh finster wird, passt eine Serie, in der die Figuren mit Taschenlampen durch den Wald laufen, einfach zu gut ins Bild.
7. Breaking Bad
Vielleicht nicht die klassische Weihnachtsserie, aber Breaking Bad funktioniert überraschend gut an den Feiertagen – gerade dann, wenn man Zeit hat, sich auf eine Serie einzulassen, die mit jeder Folge dichter wird. Walter White, ein frustrierter Chemielehrer, der nach einer Krebsdiagnose beginnt, Crystal Meth herzustellen, ist eine der faszinierendsten Figuren der modernen Seriengeschichte. Die Mischung aus moralischem Absturz, schwarzem Humor und präzise erzählter Spannung passt erstaunlich gut zu langen Winterabenden, an denen man ohnehin in einer anderen Welt verschwinden möchte.
Die Serie lebt aber nicht nur von der Handlung, sondern auch von ihren ruhigen Momenten: Gespräche in staubigen Garagen, lange Autofahrten, kleine Blicke, die mehr sagen als jeder Dialog. Gerade an Feiertagen, wenn man sich bewusst Zeit nimmt, merkt man, wie sorgfältig jede Szene gebaut ist. Breaking Bad ist kein leichter Snack, sondern eher ein fünfgängiges Menü – perfekt, wenn man sich zwischen den Jahren etwas gönnen will, das nachhaltig wirkt und lange hängen bleibt.
8. Sherlock
Für alle, die es an Weihnachten gern etwas cleverer mögen, bietet Sherlock das passende Programm. Die BBC-Serie verlegt die Abenteuer des berühmten Detektivs in das London der Gegenwart und macht aus Sherlock Holmes einen exzentrischen, hochintelligenten Beobachter mit Smartphone und GPS. Jede Folge ist fast schon ein eigener Fernsehfilm, in dem Rätsel, visuelle Spielereien und Dialoge auf hohem Tempo zusammenlaufen.
Gerade an ruhigeren Tagen lohnt es sich, sich die Zeit für eine komplette Episode zu nehmen, statt nur „schnell noch etwas“ anzuschalten. Die Serie belohnt genau dieses konzentrierte Zuschauen mit clever konstruierten Fällen, kleinen Hinweisen und einer Dynamik zwischen Sherlock und Watson, die mal komisch, mal ernst und manchmal einfach nur bittersüß ist. Wenn draußen die Lichterkerzen flackern und drinnen ein Krimi mit Köpfchen läuft, passt das schon ziemlich gut zusammen.
9. Wednesday
Wer es im Dezember gern ein wenig düster-verspielt mag, landet schnell bei Wednesday. Die Serie dreht sich um Wednesday Addams, die auf das Internat Nevermore Academy geschickt wird – eine Schule für Außenseiter, Übernatürliche und alle, die in einer normalen Highschool eher anecken würden. Dort muss sie sich nicht nur mit Mitschülern und Lehrern auseinandersetzen, sondern auch mit einer Reihe rätselhafter Ereignisse, die sie mit gewohnt stoischer Miene untersucht.
Wednesday funktioniert an den Feiertagen so gut, weil sie eine seltene Mischung aus Gruselästhetik, Internatsdrama und trockenem Humor bietet. Die Serie ist stilistisch klar, mit vielen einprägsamen Bildern, und gleichzeitig leicht genug, um auch nach einem langen Tag noch zu tragen. Wer zwischen den Jahren etwas sucht, das nicht nach Weihnachtsfilm aussieht, aber trotzdem Spaß macht, ist hier an der richtigen Adresse.
10. The Crown
Zum Schluss noch etwas für alle, die an Weihnachten gern auf große Bilder und historische Stoffe setzen: The Crown. Die Serie erzählt die Geschichte der britischen Königin Elisabeth II. und ihrer Familie – von den frühen Jahren der Thronbesteigung bis in die jüngere Vergangenheit. Jede Staffel beleuchtet eine andere Phase, in der politische Krisen, persönliche Konflikte und mediale Öffentlichkeit untrennbar ineinandergreifen. Die ruhige, oft fast schon theatrale Inszenierung passt erstaunlich gut in eine Zeit, in der man es sich zuhause gemütlich macht und einfach zuschaut.
The Crown ist kein Actionfeuerwerk, sondern setzt auf Dialoge, Blicke und eine Ausstattung, die bis ins Detail durchkomponiert wirkt. Wer sich über die Feiertage Zeit nimmt, mehrere Folgen am Stück zu schauen, merkt schnell, wie sorgfältig hier erzählt wird – gerade, wenn reale Ereignisse und fiktionalisierte Momente aufeinandertreffen. So wird die Serie zu einer Art Gegenpol zum hektischen Jahresende: Man schaut zu, wie Geschichte verhandelt wird, während man selbst ein paar stille Tage genießt.
Unterm Strich gilt: Ob man sich für verschneite Fantasywelten, norwegische Single-Weihnachten, britische Royals oder schnelle Kleinstadt-Dialoge entscheidet – die Feiertage sind die beste Gelegenheit, Serien endlich die Zeit zu geben, die sie brauchen. Und wenn es dann doch noch schneit, wirkt das Ganze gleich noch ein bisschen besser.
R. G., 19.11.2025


